Lima bis Iquitos am Amazonas

Flug mit Copa
Flug mit Copa

Am 24. Dezember sind Lukas und ich noch bei Maya und Karl Dommen zum Weihnachtsessen eingeladen. Es war wunderschön. Herzlichen Dank. Am 25. Dezember dann gehts los mit Copa über Panama nach Lima. Peru ist ein Land, das noch kaum organisierten Turismus oder Resorts kennt, aber ideal ist für Rucksack-Turisten. Peru ist ein Land der grossen Gegensätze: riesige Wüsten mit vereinzelten Oasen wechseln mit fruchtbarem Hochurwald in den Anden und tropischem Klima am Amazonas. Bittere Armut mischen sich mit Luxus und Reichtum in den Städten, Indianer in den Anden mit Nachfahren der spanischen Eroberer an der Küste. Und all dies möchten wir kennen lernen. Dabei haben wir keinen ganz konkreten Plan, sondern lassen uns vom Schicksal treiben. Einziger Fixpunkt: unser Heimflug am 24. Januar 2009!

Lukas und ich, im Hintergrund der Hügel San Cristobal
Lukas und ich, im Hintergrund der Hügel San Cristobal

Lima. Wir landen 15 Minuten nach Mitternacht! Und da erfahren wir, wie schön es ist, von Freunden erwartet zu werden. Herzlichen Dank an Fernando, der uns am Flughafen abholen liess und auch für die Reservation des Hotels sorgte. So konnten wir uns schon kurze Zeit nach der Ankunft im Hotel Las Palmas ausruhen! Am nächsten Tag besorgten wir uns schon mal einen Stadtplan und dann gings los zu Fuss. Lima ist mit 9 Millionen Einwohnern eine Riesenstadt. Und sie ist in die Wüste gebaut! Es regnet hier fast nie und wenn man einen Baum pflanzen will, so muss man ihn täglich giessen! Es gibt die Stadtteile Miraflores, San Isidro, Lince und ein paar mehr, da gibt es schöne Parks, die Strassen sind sauber und sicher, da lebt es sich gut, da leben die Reichen! Und dann gibt es den grossen Rest: Sand, Staub, Schmutz und ein Wirrwarr von unfertigen Häusern und Hütten, da lebt der grosse Rest der Einwohner. Ich werde am Ende des Berichts nochmals auf Lima zurückkommen. Hier nur noch ein paar Bilder.

mit Fernando in der Altstadt
mit Fernando in der Altstadt
Lukas auf San Cristobal
Lukas auf San Cristobal
Abreise im Hostal
Abreise im Hostal
Die Steilküste von Lima
Die Steilküste von Lima

Wir bleiben zwei Nächte im Las Palmas, dann ziehen wir um in ein Hostal. Im ganzen Land gibt es solche Herbergen für Backpackers. Hier lebt es sich im allgemeinen recht bequem und vor allem preisgünstig. Ein Doppelzimmer - oft sogar mit Frühstück - kostet zwischen 40 und 80 Sol, also etwa 15.- bis 30.- USD. Und es gibt jene Auswahl. Wir werden in Zukunft nur noch in solchen Hostals absteigen.

Unser erstes Ziel ist die Stadt Iquitos, eine ehemalige Kautschuk-Metropole mitten im Urwald am Amazonas. Strassen führen keine dorthin. Entweder man fliegt oder man wagt eine Reise mit einem Amazonas-Frachter. Wir entscheiden uns für das Zweite, obwohl man uns warnt, dies sei höchst unsicher und lebensgefährlich!

unterwegs mit Movil-Tours
unterwegs mit Movil-Tours

Zuerst gilt es, an den Amazonas zu gelangen. Dies per Bus über die Anden in guten 26 Stunden Nonstop! Wir buchen bei Movil-Tours, der besten Gesellschaft, wie uns scheint. Und wir wählen im doppelstöckigen Bus die beiden Sitze über dem Fahrer. So haben wir einen guten Überblick und es ist ideal zum Fotografieren. Zuerst geht es der Pazifikküste entlang nach Norden über Chimbote, Trujillo nach Chiclayo. Diese Fahrt durch eine endlose Sandwünste dauert von morgens 08.00h bis am Abend. Wir halten nur kurz an, um etwas zu essen.

durch die Wüste nach Norden
durch die Wüste nach Norden

Von Chiclayo geht es in der Nacht in einer kurvenreichen Fahrt über die Anden in schwindelerregende Höhen. Regen und Hagel peitschen gegen die Scheibe. Man sieht zwar nicht viel, aber man kann die Abgründe ahnen, denen wir entlangfahren. Von unseren Schweizer-Freunden erfahren wir später, dass gleichentags ein Bus mit 60 Passagieren auf dieser Strecke in den Abgrund stürzte. Wir aber kommen am späten Vormittag sicher in Tarapoto im Hochurwald der Anden an. Hier ist es grün und fruchtbar, so ganz ähnlich wie bei uns auf der Farm in Guanito. Übrigens, die Busfahrt von Lima nach Tarapoto kostete 150.- Soles, Verpflegung inklusive!

Relax auf der Hotel-Terrasse
Relax auf der Hotel-Terrasse

Allerdings, unsere Rucksäcke sind nicht mitgefahren! Sie wurden in einen Bus nach Süden verladen. Mit Überraschungen muss man rechnen. Die Chefin von Movil-Tours sucht über ihr Handy nach unserem Gepäck und siehe da: am nächsten Tag werden unsere Rucksäcke mit FedEx nach Tarapota eingeflogen. Fast nicht zu glauben, aber wahr! Und die zwei Tage in Tarapoto sind es wert. Zum Sylvester werden wir bei unserer Wirtin zum traditionellen Truthahn-Essen eingeladen. Zudem sind wir von der langen Busfahrt doch recht müde. Lukas hat extra Champagner und einen Panetone eingepackt, um auf dem Amazonas-Frachter Neujahr zu feiern. Nun feiern wir eben an Land! Und am ersten Tag im neuen Jahr erreichen wir dann doch noch den Amazonas per Taxi in einer Fahrt von gut 4 Stunden durch den Hochurwald nach Yurimaguas. Es handelt sich hier zwar nur um einen Zufluss des Amazonas (Rio Huallaga), dieser mündet später dann in den Rio Marañón und bei Nauta dann in den Amazonas.

im Hafen von Yurimaguas
im Hafen von Yurimaguas

Der Frachtkahn Eduardo IV scheint auf uns gewartet zu haben. Ein geschäftstüchtiger Agent führt uns gleich auf das zweite Deck: 1. Klasse! Im untersten Deck sind Waren und Tiere, dann kommt das Deck für zweitklass Passagiere und zuoberst beim Kapitän sind wir. 1. Klasse, das heisst, wir schlafen in unserer Hängematte (hamaca) mit etwa 30 einheimischen Passagieren, einer neben dem anderen. Aber im Gegensatz zu der zweiten Klasse gibt es bei uns einen Koch und einen Speisesaal! Nebenbei gesagt: die Küche ist Spitze! Wir hätten zum Schlafen (gegen Aufpreis) auch eine Kabine haben können, klein und muffig. Das luftige Schlafen an Deck ist allemal vorzuziehen! Übrigens ist der Preis für die dreitägige Fahrt erster Klasse inklusive Verpflegung 140.00 Sol, für uns - weil wir die ersten Passagiere sind - 120.00 Sol (ca. 40.00 CHF)!

 

Auf einer schwarzen Tafel steht mit Kreide geschrieben: "Salida hoy". Wer nun glaubt, das heisse "heute", der täuscht sich insofern, als auch morgen wieder ein "heute" ist. So schlafen wir zwar heute schon an Bord, aber bleiben immer noch im Hafen!

an Bord der Eduardo IV
an Bord der Eduardo IV

Amazonas. Der längste und wasserreichste Fluss der Erde enstspringt in den peruanischen Hochanden auf über 5'000 Metern über Meer und zieht dann träge und braun seine Spur quer durch den südamerikanischen Kontinent bis an den Atlantik. Wir fahren nur ein ganz kleines Stück davon, und trotzdem drei Tage und drei Nächte. Rechts und links undurchdringlicher Urwald, Vögel, Affen und das Spiel der Amazonas-Delphine. Der Kapitän - ein alter Fuchs - fährt Tag und Nacht ohne Instrumente. Er kennt jede Untiefe! Nachts hilft lediglich eine Taschenlampe. Manchmal gibt es ein paar Häuser am Ufer, wir legen kurz an: das ganze Dorf hat schon auf unser Schiff gewartet. Es werden einige Säcke auf- und abgeladen, Frauen kommen an Bord und verkaufen Früchte oder auch gegrillte Maden am Spiess, und weiter geht die Fahrt.

 

In der dritten Nacht erwache ich um ca. 01.00 Uhr, weil das monotone Geräusch der Maschinen plötzlich verstummt. Ich winde mich aus meinem Hängebett und gehe zum Kapitän: die Maschine ist im Eimer, die Einspritzpumpe hat den Geist aufgegeben! Glück im Unglück: wir sind gerade auf der Höhe von Nauta und werden hier festmachen. Der Mechaniker soll morgen im Verlauf des Tages kommen!? Nauta ist jedoch nicht mehr sehr weit von unserem Ziel, der Urwaldstadt Iquitos. Von Nauta nach Iquitos gibt es eine kleine Strasse. Wir versuchen unser Glück also zu Fuss.

Maden am Spiess
Maden am Spiess
Das Dorf wartet auf unser Schiff
Das Dorf wartet auf unser Schiff

Folgen (nächste Seiten): Iquitos und der Amazonas hautnah.  Arequipa und der "Cañón de Colca", nach Puno am Titicacasee, Cusco und Machu Pichu.